Isabell Heimerdinger
und Markus Sixay

FER COLLECTION
18.01.–04.03.2012

heimerdinger portrait

sixey portrait

 
Intro    Ausstellungsansichten


Isabell Heimerdinger


Isabell Heimerdinger (*1963 in Stuttgart) lotet in ihren Fotografien und Installationen die Grenzen aus zwischen Authentizität und Simulation, Fiktion und Wirklichkeit, Künstlichkeit und Echtheit. Im Mittelpunkt ihrer künstlerischen Arbeit stehen die Welt des Kinos und das Medium Film. Seit einigen Jahren beschäftigt sich Heimerdinger verstärkt mit der Figur des Schauspielers und dessen medialer Inszenierung. Dabei thematisiert sie die Dialektik aus Pose und »echtem« Ausdruck, aus Rolle und Identität, aus Imitation und Emotion.

Oft tauchen in den fotografischen, filmischen und installativen Versuchsanordnungen Isabell Heimerdingers Momente der Irritation auf, durch die wir auf subtile Weise auf unsere Sehgewohnheiten aufmerksam gemacht werden und beginnen, diese zu hinterfragen. Was auf den ersten Blick authentisch oder real erscheint, stellt sich bei näherer Betrachtung als Konstruktion oder gar als Täuschung heraus. So scheint zum Beispiel die Lampe in der Arbeit »Eclipse« (2001) selbst zu leuchten. Erst bei näherem Betrachten fällt auf, dass sie von einem Scheinwerfer angestrahlt wird. Heimerdinger nutzt hier die im Film und Theater eingesetzte Technik, um auf die optische Konstruktion jeder Projektion, die auch den Medien Film und Fotografie zugrunde liegt, hinzudeuten.

Die Serie »Interiors« (1997–2000) zeigt Sets bekannter Filme der 1950er- bis 1980er-Jahre. Die menschenleeren Räume evozieren die unheimliche Atmosphäre der Filmsets und stellen so die Inszenierung des filmischen Raumes durch die Lichtregie und den Blickwinkel zur Schau. Heimerdinger analysiert auf diese Weise die psychologische Manipulation mit filmischen Mitteln.
Mit einer Ambivalenz zwischen Faszination für das Kino und der Offenlegung seiner Mechanismen fordern Isabell Heimerdingers Arbeiten die BetrachterInnen auf, das Medium Film und die stets präsente Hollywood-Kultur zu reflektieren.



Markus Sixay

Der Künstler Markus Sixay (*1974 in Langen) untersucht in seinem Werk die Möglichkeiten und Grenzen von Skulptur durch die Schaffung einer spannungsvollen und ironischen Beziehung zur Realität. Er knüpft an Kunstrichtungen wie Konzeptkunst und Kontextkunst an, und treibt deren Ansätze durch einen dadaistischen Gestus ad absurdum. Ironie und verbal-visuelles Spiel sind feste Bestandteile seiner Arbeit. Der übergreifende Titel einer Serie von Videoarbeiten »Creating nothing by creating something without creating anything« könnte zugleich als Motto für sein Werk stehen.

Obwohl seine Werke eher an unser kognitives Vermögen als an unsere Sinnesempfindungen appellieren, spielt für Sixay das Material eine wichtige Rolle, indem der Werkstoff selbst zum Sinnträger seiner Kunst wird. Die abstrakten Strukturen und Begriffe aus den Bereichen der Ökonomie, Philosophie und Soziologie werden in seinen Werken sichtbar und erwerben dadurch eine »gute Form«. Die Werkstoffe sind auf den ersten Blick direkt der »profanen« Alltagswelt entnommen: Trinkhalme, TV-Testbilder, PU-Schaum, Kunststoff-Folie, Spanndraht usw. Durch subtile Formgebung dieser Materialien sowie ein raffiniertes Arrangement greift Sixay die grundsätzliche philosophische Fragen und soziologische Ideen in Form eines künstlerischen Paradoxons auf.

Die Sensor-Ausstellung präsentiert Werke von Markus Sixay, die von 2002 bis 2005 entstanden sind. Die vermeintlichen ›Objets trouvés‹ legen die Strukturen und Prozesse der Wirklichkeit offen und schaffen dadurch einen Kommentar zu den Phänomenen unserer Zeit. Durch ihren Readymade-Charakter weisen die Objekte einen performativen Aspekt auf. Die bewusste und aktive schöpferische Mitwirkung des Betrachters am kreativen Akt wird benötigt, um sie zu entziffern – ganz im Sinne von Marcel Duchamp, der meinte, dass das Kunstwerk erst durch den Betrachter vollendet wird. Es hängt letzten Endes von uns ab, ob wir uns auf die Denkanregung des Künstlers einlassen und die Werke realisieren.

Kuratorinnen:
Idis Hartmann und Daria Mille